Nach dem Schweinshaxenessen…
Seitdem Amselle zum zweiten Mal Kuchen zu ihrem Geburtstag gebacken bekommen hat, geht im spanischen Ort Leganés das Gerücht um, dass es in Deutschland üblich sei, sich süßes Backwerk zum Wiegenfest schenken zu lassen. Ansonsten ist ihr momentanes Leben von netten Zufällen geprägt.
Ich bin ja noch nicht fertig damit, zu erzählen, was noch so alles passierte, bevor ich nach Leganés „umgezogen“ bin. Zwar haben wir bis Donnerstag, den 15.09. nicht mehr allzu viel unternommen, dafür war aber das, was wir dann gemacht haben, umso schöner.
Am Sonntag, den 11.09. habe ich mit meinem Freund in einem Café im Viertel Tribunal mit einer ganzen Kanne frisch zubereiteter Sangria in meinen Geburtstag reingefeiert. War natürlich sehr erheiternd. ;) Davor waren wir noch im Retiropark am See spazieren, wovor ein monumentales Denkmal steht. Ich weiß leider noch nicht genau, wem es gewidmet ist. Jedenfalls trifft sich dort abends immer die „Alternativszene“, wie es mein Touristenführer auszudrücken pflegt. Eigentlich handelt es sich dabei aber nur um jede Menge junge Leute, die zu Dutzenden trommeln, dazu tanzen oder jonglieren. Ein beeindruckender Anblick und Ohrenschmaus also.
Am Montag gab es dann leckere Geburtstagstörtchen und einen noch leckeren Geburtstagskuchen, gebacken von meinem Freund. Pilar schloss aus dem zweimaligen „Geburtstagskuchenbacken“, dass es in Deutschland üblich sei, sich Kuchen zu schenken. Dem ist zwar nicht ganz so, aber ich habe sie in ihrem Glauben gelassen, warum auch nicht.
Wir waren auch noch zweimal im Kino: zuerst in „El secreto de los hermanos Grimm“ – „Das Geheimnis der Gebrüder Grimm“ und danach in „Las muñecas rusas“ oder auf Französisch „Les poupées russes“. Der Film über die Gebrüder Grimm hat mir nicht wirklich gefallen, er war mir zu duster, dafür war „Las muñecas rusas“ umso besser.
Irgendwie fand ich es schon fast schicksalhaft ihn hier gesehen zu haben, denn er war die Fortsetzung von „L’auberge espagnole“. Vielleicht kennt diesen Film jemand von Euch?! Er handelt von einem Pariser Studenten, der für ein Jahr per Erasmus nach Barcelona in eine verrückte, multikulturelle WG zieht und jede Menge erlebt. Ich habe ihn vor etwa drei Jahren in Frankreich zum ersten Mal gesehen, als ich einen Austausch mit einem französischen Mädchen aus St. Etienne machte. Da war er natürlich noch nicht in Deutschland veröffentlicht worden. Und jetzt sehe ich die Fortsetzung während eines Austauschs in Spanien, auf Französisch mit spanischen Untertiteln, während die deutsche Version von „Las muñecas rusas“ auch noch nicht veröffentlicht worden ist. Dazu kommt noch, dass ich sogar mit dem Gedanken spielte, nach Strasbourg zu fahren, als der Film im Juni in Frankreich herauskam. Jetzt hab’ ich ihn halt hier gesehen.
Ein weiterer komischer Zufall ist, dass im Film das berühmte Marijinsky Ballett aus St. Petersburg eine wichtige Rolle spielt. Die habe ich schon oft gesehen – sowohl vor als auch hinter der Bühne – da ich zwei Jahre lang als Hostess im Festspielhaus meiner Heimatstadt gearbeitet habe und selber Ballett tanzte.
Am Dienstag ist Carlos mit mir zu seiner Universität - „Universidad Autónoma“ im Norden von Madrid gefahren, um zu sehen, was er für eine Note im Geometrieexamen geschrieben hatte. War leider eine 3, was soviel wie „nicht bestanden“ bedeutet, denn hier gehen die Noten von 0 – 10, wobei 10 die beste ist und selten erreicht wird. Die „Autónoma“ wirkte auf mich wie eine kleine Stadt, der Campus ist echt riesig. Wir haben dort viele Freunde von Carlos getroffen. Und nachdem wir eine Weile ziellos herumgelaufen sind, haben wir uns irgendwo hingesetzt und begonnen, Karten zu spielen. Das ist hier sehr beliebt unter den Studenten. Genauso wie „Hacky Sack“ und „Poi“ oder Jonglieren.
Hier gibt es übrigens andere Karten, als die mit dem französischen Blatt, die wir kennen. Für mich war es also Anfangs schwer, zu begreifen, wie das Spiel funktionierte, aber als sie dann anfingen „Arschloch“ zu spielen („culo“), hab´ ich mitspielen können und bin immerhin drei Mal Vizepräsident geworden. :)
Ich bin übrigens trotz meines sperrigen Gepäcks (Wanderrucksack und 20 Kilo Packet voller Bücher und anderem schweren Zeugs) gut in Leganés angekommen. Eigentlich hatte ich mit Fatma, meiner Tutorin, ja eine Verabredung am Bahnhof. Als sie nach 20 Minuten noch immer nicht da war, habe ich mich selber auf den Weg zur Wohnung gemacht und ihr eine SMS geschickt. Später hat sich dann herausgestellt, dass es ein Missverständnis war. Fatma dachte, ich würde den Weg schon kennen (war ja auch so), und kam deshalb nicht mehr.